Erst mal schauen, was da ist

11.11.2019, 10:14 Uhr

Als Wachstumsregion ist Vorarlberg schon seit vielen Jahren mit der Herausforderung „leistbares und bedarfsgerechtes Wohnen“ konfrontiert. Damit einher gehen Fragen zur Nachverdichtung, zum urbanen Lebensgefühl, zum Umgang mit Leerstand sowie mit Bodenknappheit.

Es ist immer wieder spannend zu sehen, mit welcher Kreativität die Vorarlberger Architekturszene teilweise auf diese Fragen antwortet.

Mehr dazu im folgenden Film bzw. in unserer heutigen Story aus der Reihe “Vorarlberg Chancenreich Gestalten”!

Ein Beispiel ist Julia Kick, die mit dem Erwerb eines ehemaligen Stadls des Weiß-Areals im Zentrum von Dornbirn „die größte Chance ihres Lebens“ erhalten hat. „Wir hatten Glück in vielerlei Hinsicht: Das Gebäude war in gutem Zustand, wir konnten bestens damit arbeiten.“ Aus dem zuvor jahrelang leerstehenden Objekt entstanden eine Wohnung für ihre junge Familie sowie ein Büro für ihre Mitarbeiter und sich selbst. Die Prämierung mit dem Vorarlberger Holzbaupreis 2018 machte den Start in die Selbständigkeit perfekt.

Bauen und Lehren waren schon früh Thema

Der Vater – gelernter Maurer, der nach der Bauhandwerkerschule bei der Vogewosi für die Gebäudeerhaltung und -verbesserung zuständig war – zeigte seiner Tochter, wie man Pläne zeichnet. Er machte sie auch mit seinen Freunden aus der Baubranche bekannt, darunter Helmut Kuess, bei dem Julia später auch Praktikantin wurde.

Auch von der Mutter, einer Volksschullehrerin, gab es einen reichen Schatz an Werten und Wissen übermittelt. Unterrichten ist nun auch für Julia ein Thema. Bereits mit 16 war sie Skilehrerin und in den letzten Jahren hatte sie Lehraufträge an der Universität Liechtenstein.

Diese ausgleichende Haltung sagte man Julia bereits in der Unterstufe in der Riedenburg nach, als ein Lehrer feststellte: „Julia kanns mit allen.“ Wahrscheinlich eine Kernkompetenz, die in der Baubranche unbezahlbar ist. „Architektur ist wirklich umfassend“, erzählt sie. „Am Anfang steht man im Dreck und schaut zu, wie man den Kanal baut. Am Schluss sucht man die Türklinke aus, die die Bewohner jeden Tag in die Hand nehmen.“ Dass der Kreis an Handwerkern und Experten dabei immer größer wird, sei unglaublich bereichernd – man begegne sich auf Augenhöhe und jeder wisse, dass die gemeinsame Lösung meistens die beste sei.

Neben dem Büro und der Wohnung im Weißareal sind in letzter Zeit auch noch eine Revitalisierung in Röthis sowie der Mittagstisch in Lustenau oder etwa das Projekt Geisterhäuser entstanden.

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© Kathi Kountnik | Karin Nussbaumer | Darko Todorovic | Angela Lamprecht