Einen großen Teil hat die Zuwanderung dazu beigetragen. Der Anteil fremder Nationalitäten beträgt aktuell rund 16 Prozent, wobei die größte Migrantengruppe derzeit aus Deutschland stammt.
Auch die Geburtenrate ist in Vorarlberg steigend. Am stärksten nimmt die Bevölkerungsanzahl im Rheintal zu. Seine Siedlungsdichte ist mit städtischen Ballungsräumen vergleichbar – diesbezüglich liegt es im europäischen Spitzenfeld. Laut Prognosen werden um das Jahr 2025 bis zu 400.000 Menschen in Vorarlberg leben.
Dies ist jedoch ein relativ junges Phänomen. Eine umfassende Darstellung dieses komplexen Themas hat Meinrad Pichler in der „Geschichte Vorarlbergs“ beschrieben. Hier sei der Versuch einer Zusammenfassung erlaubt.
Zuwanderung ist seit 150 Jahren prägend
Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es immer wieder Migrationsbewegungen aus unterschiedlichen Ländern nach Vorarlberg. Sie beginnen bei den Trentinerinnen und Trentinern, die ab 1870 unter schwierigen Bedingungen beim Ausbau der Bahn, beim Bau des Arlbergtunnels und in der Textilindustrie arbeiteten.
Einige klingende Nachnamen erinnern nicht nur im Bludenzer Raum daran: Collini, Concin, Girardelli, Pecoraro oder Bertollini.
Auswanderungen und Kriege
Im Gegenzug verließen zwischen 1850 und 1930 an die 8.000 Auswandererinnen und Auswanderer das Land in Richtung Amerika. Der erste Weltkrieg brachte einen weiteren Schwund der Bevölkerung mit sich: Gefallene, Verfolgte, Vertriebene und Ermordete… es waren über 5.000 aus Vorarlberg.
In der NS-Zeit mussten auch jüdische Einwohner das Land bzw. das Viertel in Hohenems verlassen. Daneben gab es Südtiroler Optanten, die nach Vorarlberg kamen. Auch hier besteht der Bezug zum Baubestand: Die Südtiroler-Siedlungen sind noch heute vorhanden.
Textilunternehmen suchten Arbeitskräfte
Weitere Einwanderungen folgten nach dem Zweiten Weltkrieg durch Sudetendeutsche und Untersteirer. Dies erklärt u.a. den großen Bevölkerungszuwachs zwischen 1923 und 1951 (trotz des Zweiten Weltkriegs von 140.000 auf 194.000). Der wirtschaftliche Aufschwung der damals noch textildominierten Industrie sowie deren Strukturwandel wurden mit der Anwerbung von Gastarbeitern aus der Türkei und aus dem ehemaligen Jugoslawien gestemmt.
Andererseits entschlossen sich immer wieder Vorarlbergerinnen und Vorarlberger, nach ihrem Studium in den jeweiligen Universitätsstädten sesshaft zu werden. Es gab also zahlreiche Verschiebungen, die die Vorarlberger Bevölkerung prägten.
Bei Deutschen beliebt
In einer Studie der Arbeiterkammer Vorarlberg aus dem Jahr 2015 hält Autorin Dr. Eva Häfele fest, dass sich die Zuwanderung nach Vorarlberg in den vergangenen Jahren grundlegend gewandelt hat. Mitbürger aus Deutschland sind inzwischen zur stärksten Gruppe der Neuankömmlinge geworden.
Mit der jüngsten Einwanderungswelle aus Krisenländern wie Syrien und Somalia, Afghanistan, Irak und Pakistan, die ab 2015 ganz Europa betroffen hat und seit 2017 wieder rückläufig ist, wird das aktuelle Bild komplett.
Die jüngsten Österreicher
Auch wenn Vorarlberg inmitten von Europa Teil einer alternden Gesellschaft ist, sind die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger noch die jüngsten Österreicher. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen unter 15 Jahren ist hier am höchsten. 61% der Bevölkerung sind im erwerbsfähigen Alter von 15 bis unter 60 Jahren.
Soziales Engagement
In der Broschüre „Vorarlberg Kompakt – Alles rund um das Land und seine Menschen“ wird unter dem Stichwort „Bevölkerung“ zum einen die Gesundheit der Menschen, die hohe Lebenserwartung sowie die ausgeprägte Hilfsbereitschaft hervorgehoben.
Einer Studie der Fachhochschule Vorarlberg aus dem Jahr 2014 zufolge, sind fast 150.000 Vorarlbergerinnen und Vorarlberger als Ehrenamtliche in fast 4.500 Vereinen tätig.
Dies führt bereits zur nächsten Frage: „Wie sind die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger und was zeichnet ihre Art, das Leben zu meistern, Dinge voranzutreiben, zu genießen und miteinander zu arbeiten aus?“ Die Antwort bleibt spannendes Thema des Markenprozesses.
Quellen: Amt der Vorarlberger Landesregierung, Vorarlberg Kompakt, Alles rund um das Land und seine Menschen. Arbeiterkammer Vorarlberg, Studie: Europäisch, jung, mobil – Neue Zuwanderung nach Vorarlberg 2008 bis 2014, Dr. Eva Häfele. Amt der Vorarlberger Landesregierung. Gemeinsam engagiert, Prof. (FH) Frederic Fredersdorf