Naturwissen

Im Wald wuselt es und 18 Kinder sind ausgeströmt, um unterschiedliche Naturgegenstände in der Anzahl von 1 bis 10 zu sammeln. Im Anschluss gestaltet jede Gruppe daraus verschiedene Formen von Kreisen, Dreiecke, Vierecke und so manch nicht so mathematischen, dafür umso kreativere Formen auf dem Waldboden. Heute ist Vielfalter Schultag an der Volksschule Marienberg in Bregenz.

Die Kinder kennen den Ablauf bereits und freuen sich, bestens ausgestattet, auf den Vormittag in der Natur mit ihrem Naturführer. Auch die beiden Pädagoginnen sind beim „Draußen Unterrichten“ bereits erfahren und lassen den Kindern den nötigen Freiraum und setzen Grenzen, falls es doch einmal sein muss. Das Programm ist vielfältig und der Naturführer begleitet die Kinder auf ihrer Entdeckungsreise durch die Natur.

Die Natur als Klassenzimmer: innovative Bildungsprojekte draußen in der Natur

„Schau, das ist ein Hirschzungenfarn“ sagt Luis stolz und zeigt auf die zungenförmige Pflanze. „Das haben wir letztes Jahr beim Vielfalter gelernt“, bestätigen die Kinder. Und so geht es von Hirschzungenfarn über Zwiebelzahnwurz, dem Grünspecht Gudrun und Fridolin, dem Frosch weiter. Als nächstes gehen die Kinder mit Becherlupen auf Entdeckungsreise und bringen zahlreiche Insekten, Spinnen und anderes Getier zum Bestimmen ins „Base Camp“. Und so vergeht der Vormittag wie im Flug und zum Abschluss werden alle Inhalte nochmals spielerisch wiederholt und gefestigt, sodass auch beim nächsten Vielfalter Schultag die Kinder wieder begeistert ihren Pädagoginnen die Dinge in der Natur erklären.

Draußen unterrichten heißt außerhalb des Klassenzimmers mit vielfältigen Methoden die Inhalte des Lehrplans den Kindern zu vermitteln. Sowohl fächerspezifischer und fächerübergreifender Unterricht als auch das Fördern von Sozialkompetenzen sind Bestandteil dieser Methoden und draußen in der Natur hervorragend durchführbar. Das Lernen außerhalb des Klassenzimmers trägt auch wesentlich dazu bei, die wichtigen Kompetenzen des 21. Jahrhunderts zu entwickeln: Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken.

Seit 2019 führt die inatura Erlebnis Naturschau mit dem Programm „Vielfalter Schule“ Unterricht draußen in der Natur für Vorarlberger Schulklassen durch. Im Laufe eines Schuljahres verbringen die Kinder und Pädagog*innen mehrere Vormittage mit ausgebildeten Naturführer*innen in den vielfältigen Naturräumen Vorarlbergs. Die Schwerpunkte liegen dabei auf den Lebensräumen Wasser, Wald, Wiese, Moor und Boden in den verschiedenen Gemeinden. Auch die Natur im Siedlungsraum im direkten Umfeld der jeweiligen Schule wird mit den Kindern erforscht.
Zusätzlich zu den Programmen der inatura wurde in Kooperation mit dem Biosphärenpark Großes Walsertal die Projekte Biosphärenparkschule und Biosphärenpark Mittelschule entwickelt. Alle Volksschulklassen und die Klassen der MS Blons sind Teil dieser in der Region verankerten Projekte.

Auch im Naturpark Nagelfluhkette und im Naturschutzgebiet Rheindelta werden seit Jahren umfangreiche naturpädagogische Angebote mit den Schulklassen durchgeführt. Die Programme der Naturparkschulen sind ein Highlight im Schuljahr für die Schüler*innen im Vorderwald und die Biberführungen im Rheindelta sind bei den Lehrpersonen beliebte Aktionen zur Vermittlung von Wissen über die Natur in Vorarlberg.

In den letzten Jahren hat das Interesse am Unterrichten in der Natur – dem „Draußen Unterrichten“ merklich zugenommen. Vorarlberg bietet mit seinen Naturräumen in allen Gemeinden großes Potential für das „Draußen Unterrichten“. Die Chancen die sich dadurch für die Kinder in den Schulen ergeben sind vielfältig. Diese pädagogische Praxis, die von traditionellen Klassenräumen in die Natur verlagert wird, bietet eine reiche Palette an Chancen für die Schüler*innen und Pädagog*innen in Vorarlberg:

Vorteile des „Draußen Unterrichtens“

Erhöhte Motivation und Engagement: Der Wechsel des Lernumfelds kann die Neugier und Motivation der Schüler*innen wecken. Naturräume bieten eine Fülle von Anregungen, die das Lernen lebendiger und praxisnaher gestalten.

Verbesserte soziale Interaktion: Draußen zu lernen schafft oft einen weniger restriktiven Raum, in dem Schüler*innen natürlich interagieren und kommunizieren können. Dies fördert soziale Fähigkeiten und führt zu einem stärkeren Gemeinschaftsgefühl.

Gesundheitliche Vorteile: Der Aufenthalt im Freien verbessert nicht nur die physische Gesundheit durch Bewegung und frische Luft, sondern wirkt sich auch positiv auf die mentale Gesundheit aus, indem er Stress reduziert und das Wohlbefinden fördert.

Interdisziplinäre Möglichkeiten: Das Unterrichten in der Natur bietet zahlreiche Möglichkeiten die Themen in verschiedenen Fächern zu verbinden. Mathematik kann in der Natur fast überall angewandt werden und mit Naturobjekten lassen sich hervorragend künstlerische Projekte umsetzen. Die Natur inspiriert für Gedichte, Texte und musikalische Umsetzungen. Hier sind keine Grenzen gesetzt wie ein Thema in mehreren Fächern verknüpft werden kann.

Vielfältige Potentiale in der Natur nützen

Draußen zu unterrichten bietet eine Fülle von Möglichkeiten, den Lernprozess zu bereichern und zu diversifizieren. Diese Projekte bieten die Chance einzigartige und bereichernde Lernerfahrungen zu schaffen, die über traditionelle Klassenzimmergrenzen hinausgehen und somit die Vorarlberger Bildungslandschaft chancenreich zu machen.