Schulsozialarbeit wird verstärkt

23.06.2025, 12:18 Uhr
Nach sieben Jahren intensiver Arbeit und Zusammenarbeit endet das Unterstützungsprogramm für ausgewählte Schulen mit besonderen Herausforderungen mit bemerkenswerten Erfolgen und wertvollen Erkenntnissen. Das von der Landesregierung initiierte Projekt zielte darauf ab, die Bildungsbedingungen an vier ausgewählten Schulen in Vorarlberg durch gezielte Ressourcenzuweisung und systematische Begleitung zu verbessern.
Die Laufzeit des Programms und die damit verbundene längerfristige Begleitung der Schulen sind besondere Merkmale dieses Programms.
Unser Bildungssystem soll allen Kindern dieselben Chancen bieten. Das setzt voraus, dass der Heterogenität der heutigen Schülerschaft Rechnung getragen wird und Standorte mit besonderen Herausforderungen gezielt unterstützt werden“, so Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink.
Der Leiter des Projektteams in der Bildungsdirektion und Schulqualitätsmanager Christian Kompatscher ergänzt:
Die Evaluation zeigt, dass die Maßnahmen zu einer Verbesserung der Bildungschancen und der schulischen Qualität geführt haben. Für eine zukunftsfähige Weiterentwicklung empfiehlt es sich, erfolgreiche Ansätze des Projekts auf weitere Standorte zu übertragen.“
Das Projekt, das im Oktober 2018 startete, umfasste eine einjährige Vorbereitungsphase und sechs Jahre der Umsetzung. Zwei Mittelschulen (MS Bregenz Rieden, MS Bludenz) und ihre stärksten Zubringervolksschulen (VS Bregenz Rieden, VS Bludenz Mitte) nahmen daran teil. Die Auswahl der Schulen erfolgte auf Basis eines fundierten Sozialindex und einer regional ausgewogenen Verteilung.
Zur Erreichung der genannten Ziele wurden folgende Maßnahmen umgesetzt:
Die Schulen konnten die bereitgestellten Ressourcen flexibel in verschiedenen Bereichen einsetzen, um gezielt auf ihre individuellen Bedürfnisse einzugehen und nachhaltige Verbesserungen in der Bildungsqualität zu erzielen:
Während der Projektlaufzeit mussten die Schulen und das Projektteam zahlreiche Herausforderungen meistern, darunter die COVID-19-Pandemie, den Lehrkräftemangel und die Integration von Flüchtlingskindern. Familien aus ihrem Einzugsgebiet waren und sind besonders von Corona und den pandemiebedingten Folgen sowie der aktuellen wirtschaftlichen Situation (Inflation, Teuerung) betroffen. Ein erhöhtes Auftreten von psychosozialen Belastungssymptomen bei SchülerInnen konnte festgestellt werden. Trotz dieser Widrigkeiten gelang es, die Projektziele zu erreichen und nachhaltige Verbesserungen zu erzielen.
Im Rahmen des Programms wurden wiederkehrende Handlungsmuster identifiziert, die Schulen in herausfordernden sozialen Kontexten oft anwenden. Diese Muster wurden bewusst berücksichtigt und adressiert:
Zu Beginn der Projektlaufzeit wurden insbesondere die Muster „Soziales statt Lernen“ und „Vieles schnell ausprobieren“ an den teilnehmenden Standorten beobachtet. Durch gezielte Begleitung, Beratung und zusätzliche Ressourcen gelang es, eine stärkere Fokussierung auf den Bildungserfolg der SchülerInnen zu etablieren. Soziale Förderung und fachliches Lernen wurden erfolgreich miteinander verbunden, indem beide Aspekte in ein kohärentes schulisches Gesamtkonzept integriert wurden.
Die Evaluation des Projekts zeigt, dass die gezielten Maßnahmen zu einer Verbesserung der Bildungschancen und der schulischen Qualität führten. Besonders wirksam erwiesen sich die Bereitstellung zusätzlicher Ressourcen, die Entwicklung standortspezifischer Konzepte und die kontinuierliche Begleitung durch das Projektteam.
Die Begleitung des Projekts durch das Projektteam der Bildungsdirektion hatte das Ziel, die schulischen Entwicklungsprozesse systematisch zu reflektieren, Impulse zu setzen und Maßnahmen zielgerichtet zu koordinieren. Die intensive Zusammenarbeit innerhalb des Projektteams ermöglichte eine standortübergreifende Perspektive und eine differenzierte Auseinandersetzung mit den jeweiligen schulischen Gegebenheiten. Ein zentraler Erfolgsfaktor war der nachhaltige Aufbau vertrauensvoller Beziehungen zu den beteiligten Schulen. Durch kontinuierliche Dialogformate konnte ein Klima der Offenheit geschaffen werden, das eine effektive und kooperative Zusammenarbeit förderte. Die Projektbegleitung konnte auch in Zeiten externer Krisen, wie der COVID-19-Pandemie, aufrechterhalten werden.
Ein weiterer Mehrwert lag im qualitativen Austausch zu pädagogischen und organisatorischen Themen zwischen den Schulen und dem Projektteam. Die Einbindung externer ExpertInnen, insbesondere durch den Fachbeirat, eröffnete zusätzliche Perspektiven und trug zur Weiterentwicklung des Projekts bei. Ein wesentlicher Fortschritt bestand im Aufbau eines datenbasierten Monitoringsystems zur Darstellung von Leistungsdaten und zur Beobachtung der Entwicklung auf Ebene der Schüler*innen. Ziel war es, die Fortschritte der SchülerInnen sichtbar zu machen und daraus gezielte Fördermaßnahmen sowie Schulentwicklungsstrategien abzuleiten.
Die Projektbegleitung brachte auch Herausforderungen mit sich. Ein zentrales Spannungsfeld stellte die Balance zwischen kritischer Begleitung, Kontrolle und unterstützendem Coaching dar. Die institutionellen Umstrukturierungen im Zuge der Überführung des Landesschulrats in die Bildungsdirektion stellten zusätzliche Anforderungen an Organisation und Kommunikationswege. Trotz dieser Herausforderungen konnten durch die enge Kooperation zwischen Projektteam und Schulen, die klare Strukturierung des Prozesses sowie die Berücksichtigung schulischer Bedarfe positive Entwicklungen erzielt werden. Die gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen lassen sich auf die grundsätzliche und wirksame Unterstützung von Schulen in ähnlicher Situation übertragen.
In der abschließenden Analyse mit den Schulleitungen wurden drei Aspekte des Unterstützungsprogramms als besonders und nachhaltig wirksam hervorgehoben:
Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse wurden folgende Empfehlungen für die zukünftige Unterstützung von Schulen mit besonderen Herausforderungen abgeleitet:
Die gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen sollen nun genutzt werden, um Maßnahmen aus dem Programm auch an anderen Standorten zu implementieren. Die Landesregierung plant, erfolgreiche Ansätze des Projekts systematisch zu verankern und weiterzuentwickeln. Während des Projekts wurden folgende Maßnahmen an den Projektschulen erprobt und inzwischen bereits ins Regelsystem für alle Pflichtschulen überführt:
Die abschließende Analyse des Projektes zeigt deutlich, dass das Projekt nicht nur punktuelle Entlastung geschaffen, sondern auch substanzielle Impulse für eine nachhaltige Schulentwicklung gesetzt hat. An allen teilnehmenden Standorten wurde sichtbar, wie groß das Engagement der Schulleitungen und Lehrpersonen ist, unter erschwerten Rahmenbedingungen Bildungsgerechtigkeit zu fördern, Bildungsabbrüche zu vermeiden und SchülerInnen bestmöglich auf ihren weiteren Bildungs- und Lebensweg vorzubereiten.
Besonders wirksam erwiesen sich dabei die zusätzlich bereitgestellten Ressourcen, die Möglichkeit zur kontextbezogenen Entwicklung schulischer Konzepte sowie die begleitenden Beratungs- und Reflexionsformate im Rahmen des Projektteams und der Schulaufsicht. Diese Elemente stärkten sowohl die Eigenverantwortung der Schulen als auch deren professionelle Handlungskompetenz im Umgang mit komplexen sozialen Lagen. Gleichzeitig wurde sichtbar, wie stark Schulen in sozial belasteten Kontexten auf verlässliche, kontinuierliche und sensible Unterstützung auf struktureller, personeller und professioneller Ebene angewiesen sind.
Die Erfahrungen des Projekts belegen eindrucksvoll, dass gezielte Maßnahmen in benachteiligten Sozialräumen Wirkung entfalten, wenn sie passgenau, längerfristig angelegt und gemeinsam mit den AkteurInnen vor Ort entwickelt werden. Eine zentrale Erkenntnis ist auch, dass Schulentwicklung nicht als rein schulinterner Prozess gedacht werden kann, sondern in enger Verbindung mit kommunalen Strukturen, pädagogischen Partner*innen und bildungspolitischen Entscheidungsträger*innen zu sehen ist.