Vorarlberg schreibt Skigeschichte

23.02.2022, 10:33 Uhr

Unglaublich! 8 Mal Edelmetall für Vorarlbergs Wintersportler bei den Olympischen Spielen in Peking! Wie kommt es, dass Skifahren hierzulande einen so großen Stellenwert hat? Ein Grund liegt wohl in der langen Tradition. Vorarlberg – vor allem der Arlberg – ist eine Wiege des alpinen Skilaufs. Aus Vorarlberg stammen auch wesentliche Innovationen rund ums Skifahren, vor allem im Liftbau.

Viktor Sohm (1869–1960) fand Ende des 19. Jahrhunderts auf dem Dachboden seiner Eltern Ski und übte damit anfangs auf Hängen am Gebhardsberg bei Bregenz. Etwa zur gleichen Zeit bestellte Johannes Müller (1869–1949), damals Pfarrer in Warth, in Schweden Ski, um damit im Winter schneller unterwegs zu sein. Beide Herren zählen zu den allerersten Skifahrern im Alpenraum. Sie brachten sich das Skifahren selber bei und tüftelten an der optimalen Technik. Aus heutiger Sicht ein beachtliches Unterfangen: Die Holzskier waren gut zwei Meter lang, die Ausrüstung einfach, bergauf gings auf Skiern, bergab zumeist durch tiefen Schnee.

Der erste Umlaufschlepplift ging 1937 in Zürs am Arlberg in Betrieb.

Im Jahr 1905 leitete Viktor Sohm in Stuben am Arlberg den ersten Skikurs der Skigeschichte. Teilnehmer waren durchwegs Einheimische, der erste Skikurs für Gäste fand im Jahr darauf statt. Mit dabei war Hannes Schneider (1890–1955), der später mit der „Arlberg-Schule“ die Skitechnik revolutionierte.

Die Begeisterung der Pioniere übertrug sich rasch auf viele weitere Männer und Frauen. Ab 1907 war am Bödele der erste Skilift in Betrieb, ein Vorläufer eines Schleppliftes. Ab den 1920er-Jahren wurden die ersten Skischulen gegründet. Der erste Umlaufschlepplift Österreichs ging 1937 in Zürs in Betrieb, der erste Sessellift eröffnete 1947 in Tschagguns-Grabs.

In der Schulzeit war der allererste Lift in Zürs. Da sind wir meistens nach der Schule zu Fuß nach Zürs gegangen und dann Ski gefahren. Vor dem Zudunkeln musst ich daheim sein, sonst hätte ich ein, zwei Tage nicht mehr fahren dürfen.

Olympiasiegerin Trude Jochum-Beiser (* 1927 in Lech) in „Skiclub Arlberg. Ein Jahrhundertbericht“

Skifahren wurde immer beliebter. Vor allem dank der Skilifte, die zum großen Teil das 1893 in Wolfurt gegründete Unternehmen Doppelmayr errichtete. Heute ist das Unternehmen Marktführer im Seilbahnbau und bekannt für seine Innovationen wie beispielsweise beheizbare Sesselliftsitze.

Das Headquarter der Firma Doppelmayr in Wolfurt.
Junge Talente beim Seilbahnhersteller Doppelmayr.

Von den Skiproduzenten besteht bis heute das Unternehmen Kästle. Unternehmensgründer Anton Kästle brachte 1929 den aus Eschenholz gefertigten „Arlberg Ski“ auf den Markt. Später fuhren Weltcup- und Olympiasieger auf Kästle-Skiern, unter anderem Anita Wachter. Seit 1950 ist zudem Head in Vorarlberg präsent.

Fotos: GEPA-Pictures, Ski-Club Arlberg, Kästle (Andreas Vigl, Moritz Sonntag), Doppelmayr (Weissengruber & Partner), Doppelmayr.