Landwirt – schafft – Leben und Chancen!

09.08.2022, 12:13 Uhr

In einer herausfordernden Situation die Chancen erkennen – eine Haltung, die viele Vorarlbergerinnen und Vorarlberger gestärkt und das Land zu einer der erfolgreichsten Regionen in vielerlei Hinsicht macht. Wir haben diese Lebenseinstellung auch während unseres Gesprächs mit Vertreter*innen der Vorarlberger Landwirtschaft bemerkt. Hier gerne ein kleiner Ausschnitt davon für Sie zusammengefasst:

Die Voraussetzungen sind nicht gerade einfach: topografisch gesehen liegen zwei Drittel unseres Landes über 1.000 Meter Seehöhe, nur 20 Prozent der Fläche sind als Talfläche zu bezeichnen. Für die Bewirtschaftung bleiben daher relativ kleine Flächen, die teilweise steil abhängend sind.

Foto: Ludwig Berchtold

Auch klimatisch betrachtet sind wir ein eher niederschlagsreiches Land – was einerseits ein großer Segen ist, wenn wir beispielsweise die Energiewirtschaft betrachten, andererseits wird dadurch jedoch der Anbau von bestimmten Getreide- und Gemüsesorten erschwert.

Diese Herausforderungen anzunehmen und im partnerschaftlichen Miteinander in eine chancenreiche und zukunftsweisende Richtung zu lenken, ist das Credo der Landwirtschaftsstrategie  „Landwirt.schafft.Leben“ des Landes Vorarlberg.

Dabei liegt ein besonderer Fokus auf der flächendeckenden Bewirtschaftung der Kulturlandschaft, der Produktion regionaltypischer Lebensmittel, der Erhaltung von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung in den Talschaften und damit auch auf lebendigen Regionen.

Vielfältige Käseproduktion

Aber: Die saftigen Wiesen eignen sich besonders gut für die Grünland- und Milchwirtschaft. Der Löwenanteil der erzeugten Rohmilch wird weiterveredelt zu Joghurt, Topfen, Butter und vor allem zu Käse. Über 100 Käsesorten mit zahlreichen Auszeichnungen sind das Ergebnis innovativer Schaffenskraft, meisterlichen Handwerks und ein Markenzeichen für Vorarlberg.

Die regionalen Verarbeitungsbetriebe in Berg und Tal (24 Talsennereien und 125 Alp-Sennereien) liefern hier ebenso hochwertige Leistungen wie die milcherzeugenden Landwirtschaftsbetriebe selbst. Insofern bleibt die Milchwirtschaft das Rückgrat der Vorarlberger Landwirtschaft.

„Und das ist gut so“, meint Dietmar Mathis von der Abteilung Landwirtschaft und ländlicher Raum vom Amt der Vorarlberger Landesregierung. Die Zukunftsaussichten am Markt seien stabil positiv – der pro Kopf Verbrauch an Käse steige jährlich.

Die Anzahl der milchproduzierenden Betriebe ist in Österreich und in Vorarlberg seit Jahren rückläufig aber die Anzahl an Milchkühen und der gelieferten Milchmenge bleibt konstant. Generell ist die Tendenz daher zu größeren Betrieben erkennbar, wenngleich wir in Vorarlberg im österreichischen, europäischen bzw. internationalen Kontext gesehen eine kleinbäuerliche Landwirtschaft haben.

Grasland

Vorarlberg ist aufgrund der herrschenden klimatischen Bedingungen ein „Grasland“ – und hier kommt die geniale Nutzung durch Wiederkäuer voll zu seiner Entfaltung: Kühe, natürlich auch Schafe und auch Ziegen, produzieren Milch und Fleisch. Dafür nutzen sie vielfältige Pflanzen, nämlich Gräser, Kräuter und Leguminosen. Die Milch- und Fleischproduktion ist somit die effizienteste Art, Gras zu verwerten und hochwertige Lebensmittel zu produzieren. Sie tragen zudem zur Krisensicherheit und Unabhängigkeit von internationalen Importen bzw. Abhängigkeiten bei. Darüber hinaus wird ein Kuppelprodukt „Lebensmittel & Lebensräume“ erzeugt und nachhaltig gestaltet.

Innovationen, Nischen und Diversifizierung

Gleichzeitig schaffen es vermehrt Landwirt*innen in Vorarlberg auch in Nischensegmenten erfolgreich zu sein – mit hoher Qualität und hohem Veredelungsgrad zukunftsfähige Vermarktungsstrategien- und Kanälen.

Dinkelanbau in Vorarlberg

Die „Diversifizierungsmöglichkeiten“ werden von zahlreichen Landwirtinnen und Landwirten in Vorarlberg genutzt. Diversifizierung ist eine Strategie, die über das klassische Geschäftsmodell der Land- und Forstwirtschaft hinausgeht und betriebliche Ressourcen aktiv mit dem Ziel nutzt und kombiniert, eine höhere Wertschöpfung für den Unternehmenshaushalt zu generieren. Darunter fallen u.a. Urlaub am Bauernhof, Schule am Bauernhof, Direktvermarktung, Soziale Dienstleistungen wie Green Care, Erneuerbare Energien, etc.

Naturschatz Moore

Nur drei Prozent der österreichischen Landwirtschaftsflächen sind in Vorarlberg. Hier befinden sich jedoch 60 Prozent der als Streuwiesen bewirtschafteten österreichischen Moor- und Feuchtflächen. Diese Flächen haben als CO2-Speicher für den Klimaschutz eine hohe Bedeutung.

Vorarlberg am Teller

Durch den bewussten Einkauf von regionalen Lebensmitteln kann jeder und jede einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des Arbeitsplatzes und Familienunternehmens Bauernhof sowie zum Klimaschutz leisten. Zudem lässt sich dadurch ein echtes Stück Heimat in Form von speziellen Genussmomenten in der Gastronomie und natürlich auch zu Hause erleben.

Vera Kasparek leitet das Projekt "Vorarlberg am Teller".